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Andreas Wolf

Was ist hypnosystemisches Coaching?

Hauptanwendungsgebiet der Hypnosystemik im Coaching ist es, emotionale Blockaden zu lösen. Dort, wo das Gespräch auf kognitiv-reflexiver Ebene nicht weiterkommt, z.B. dann, wenn der Coachée genau weiß, was er will, es aber emotional nicht hinbekommt und sich immer wieder selbst im Weg steht. Das hypnosystemische Coaching nimmt, wie viele andere Coachingansätze auch, therapeutische Wirkmechanismen und überträgt sie in den Kontext selbststeuerungsfähiger Coachées. Dabei wird das klassisch therapeutische Element der Hypnose und Tiefentrance ersetzt durch ein imaginatives bildhaft-narratives Arbeiten im wachen oder halbwachen Zustand.


Die Hypnosystemik (begründet übrigens von Gunther Schmidt) integriert, wie der Name schon sagt, zwei große therapeutische Schulen: Die ericksonsche Hpnotherapie und systemische Therapieansätze. Sowohl die Hypnotherapie als auch der systemische Ansatz gehen von einer „autopoietisch konstruierten“, also selbstgeschaffenen und daher auch eigenständig veränderlichen Problemlage aus. Sie betrachten den Klienten als eigenmächtigen Akteur, der sich in Reaktion auf seine Umwelt sowohl seine psychischen Probleme schafft als auch schon immer die Ressourcen dafür besitzt sich davon zu lösen. Die Grundlogik dabei ist, dass psychische Mechanismen, emotionale Blockaden und sich selbst verstärkende mentale Muster auf der Ebene des Unbewussten lokalisiert sind und daher auch auf diese Weise angesprochen werden können. Das Ziel ist es daher, bewusst am Unbewussten zu arbeiten und dem "klugen Unbewussten" des Coachées Angebote zur eigenständigen Neukonfiguration, Neuverschaltung oder (konstruktivistisch gesprochen) „Rekonstruktion“ zu machen. Der wirksam Handelnde bleibt dabei stets der Coachée. Der Coach bleibt „Realitätenkellner“, der Angebote macht, die vom Klient ignoriert, genommen und verändert werden können. Neben den Angeboten zur „autohypnotischen“ Selbstheilung arbeitet der Coach gezielt ressourcenstärkend indem er die Wahrnehmung des Klienten weg von der „Problemtrance“ hin zu einer „Lösungstrance“ lenkt.


Auf diese Weise können teilweise sehr schnell verblüffend wirksame Erfolge erzielt werden. Es gilt: Nur weil sich ein Problem über einen sehr langen Zeitraum entwickelt hat, muss es nicht lange dauern, es zu lösen. Im Unterschied zur Therapieformen, die in langen Prozessen ausgiebig Raum geben für das Eintauchen, Wiedererleben und Ausagieren von Gefühlen, kann die Hypnosystemik gezielt am Schmerz vorbei arbeiten und ohne Gefahr der Retraumatisierung in wenigen Sitzungen Veränderungen erzeugen, die mitunter erlebt werden „wie ein umgelegter Schalter“. Gleichzeitig ist auch die Hypnosystemik natürlich kein Wundermittel. Ihre Stärke ist, dass sie mit den natürlichen Prozessen des Unbewussten arbeitet. Auf der anderen Seite ist sie in ihrer Anwendung durchaus anspruchsvoll. Und in ihrer – bisweilen sehr erstaunlichen – Wirkung auf körperliche Symptome natürlich am Organischen begrenzt.


Ein schönes Anwendungsbeispiel ist das Umrahmen einer Allergie als "Missverständnis" eines inneren Leibwächters "mit guter Intention, aber schlechter Strategie" und dessen imaginative Nachschulung zu einer nebenwirkungsärmeren Abwehr "von ausschließlich genau der Situation, die damals versehentlich mit den Pollen verbunden". Dass diese nicht mehr kommen kann, da sie ja in der Vergangenheit liegt, ist dann die trickreiche Implikation. In diesem Sinne bietet hypnosystemisches Coaching eine wirkungsvolle Interventionsmethodik, die immer wieder zu kreativen Neuerfindungen narrativer Logiken einlädt, die exakt auf den einzelnen Coachée zugeschnitten sind. Denn, so frei nach Milton Erickson: "Keine Intervention funktioniert für zwei Personen. Es gilt, diese für jede einzelne Person neu zu erfinden."

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